Donnerstag, 9. Februar 2017

Märchen Abenteuerlustige Tiere


Wenn die Kinder liebevoll zum Nachdenken motiviert werden sollen, dann ist dieses Märchenbuch Pflichtliteratur! Die lebenserfahrene, warmherzige, kinderliebende Autorin Marianne Hofmann, selbst Oma, versteht es, den Kindern durch die Märchen, unterschiedlichste Lebensweisheiten zu vermitteln. Einfach bezaubernd. Das Märchenbuch ist im Dezember 2015 bei Cyberpublishing erschienen.












LESEPROBE
Die Schnecke Karoline
Es ist ein sonniger, warmer Tag, alles blüht und grünt. Auch in Tante Sophies Kräutergarten ist es wunderschön. Da wachsen der Schnittlauch und die Petersilie. Auch Dille gibt es. Hinten im sonnigsten Eck wächst schon der Salat, ist schon hellgrün und wartet nur darauf, geerntet zu werden. Die Blätter der Radieschen sind auch sehr groß. Da kommt auch schon Tante Sophie, um alles zu begutachten. Aber, was sieht sie da?

“Also, das glaube ich jetzt nicht!” ruft sie ganz empört, “wie schaut denn mein Salat aus?
Alles angeknabbert, das ist ja furchtbar. Das waren sicherlich wieder die Schnecken. Unerhört!”
Vor lauter Ärger bemerkt sie gar nicht, dass sich unter einem großen Salatblatt eine kleine Schnecke versteckt. Die hat Angst bekommen, als sie Tante Sophie schimpfen gehört hat. Die 
anderen Schnecken sind gleich fortgeschlüpft, nur die kleine Schnecke, Karoline, ist mit ihrem Schneckenhaus am Salatblatt hängengeblieben. Vor lauter Angst zittert sie so sehr, dass sogar das Haus auf ihrem Rücken verrutscht. Und, oh Schreck, jetzt fällt das Haus sogar hinunter und kollert direkt vor Tante Sophies Füßen.

“Ja was ist denn das?” wundert sich diese und hebt das Schneckenhaus auf.
“Das ist ja wunderschön” ruft sie, “das hebe ich mir auf.” Tante Sophie dreht sich um und geht ins Gartenhaus, um das Schneckenhaus hineinzutragen.
“Oje” denkt sich Karoline, “was mache ich nur? Ich kann unmöglich ohne mein Haus in unsere Höhle kommen, da lachen mich doch alle aus. Was tue ich nur? Ich muss mir unbedingt mein Haus wieder holen.” Also kriecht Karoline unter dem Salatblatt hervor und begibt sich zum Gartenhaus. Aber das ist ja so mit den Schnecken. Wie ihr wisst, sie sind ja nicht die schnellsten, haben ein “Schneckentempo”, außerdem muss Karoline vorsichtig sein, damit Tante Sophie sie nicht sieht. Endlich, nach langer, langer Zeit, ist Karoline beim Gartenhaus angekommen. Die Türe ist offen, somit konnte sie vorsichtig hineinkriechen. Tante Sophie kommt gerade heraus, sieht sie aber zum Glück nicht. Vorsichtig schaut sich Karoline um. Da sieht sie auch schon ihr Haus. Es liegt neben einem großen Blumentopf und einer Gartenschaufel. Auf dieser Schaufel sitzt eine große Heuschrecke und sieht ganz verwundert auf Karoline.
“Ja sag einmal, was machst du denn da?” fragt er Karoline.
“Ach weißt du, ich habe mein Haus verloren und möchte es wieder haben. Übrigens, ich heiße Karoline und du?”
“Ich bin Ferdinand, es freut mich dich kennenzulernen. Aber, was willst du jetzt tun?”
“Ich habe keine Ahnung” seufzt Karoline, “ich muss unbedingt mein Haus wieder haben, sonst spotten mich alle aus.”
“Das verstehe ich” antwortet Ferdinand, “aber ich kann es nicht hinunterwerfen, es ist mir zu schwer, außerdem, befürchte ich, dass es zerbricht. Lass mich überlegen, vielleicht fällt mir etwas ein!
“Ja, bitte, bitte, hilf mir” sagt Karoline.

Ferdinand macht einen großen Sprung und hüpft aus dem Gartenhaus. “Ich hoffe, dass er mir helfen kann und bald zurückkommt” denkt Karoline. Nach einiger Zeit - Karoline ist schon etwas ungeduldig, außerdem fühlt sie sich so nackt ohne ihr Haus auf dem Rücken -, hört sie von weitem Ferdinands Stimme. 

“Otto, nicht nach links, gerade zum Gartenhaus, die arme Schnecke wird schon auf uns warten.” Da erscheint auch schon bei der Türe eine Ratte und auf ihrem Rücken sitzt Ferdinand.
Zuerst erschrickt Karoline furchtbar, aber Ferdinand ruft ihr zu: “Keine Angst, das ist Otto und er wird dir helfen, dass du wieder zu deinem Haus kommst.”
“Hallo Karoline” schnauft Otto: „Entschuldige, ich bin außer Atem, Ferdinand hat mich so gehetzt, dass wir hierher zu dir kommen. Also wo ist denn dein Haus?”
“Dort oben liegt es” zeigt Karoline mit ihren Fühlern hinauf, “dort neben dem Blumentopf und der Gartenschaufel. “Ja, ich sehe es schon. Das haben wir gleich.”
Die Ratte macht einen großen Sprung mit Ferdinand auf dem Rücken und landet genau neben dem Blumentopf. Ferdinand hüpft
von Otto und stemmt das Schneckenhaus auf Ottos Rücken. Er setzt sich dann oben drauf und hält es fest.

“Los geht’s Otto!” ruft er, “aber vorsichtig, sonst falle ich mitsamt dem Haus runter!”
“Ist schon gut Ferdinand, wir schaffen es schon.”
Gesagt, getan. Vorsichtig klettert Otto mit Ferdinand und dem Schneckenhaus auf der langen Gartenschaufel nach unten, wo er genau neben Karoline landet.

“So das hätten wir einmal” keucht dann Otto. Aber jetzt muss das Haus noch auf Karolines Rücken.”

Karoline ist furchtbar aufgeregt und auch ein bisschen ratlos, denn wenn eine Schnecke ihr Haus verliert, dauert es dann wieder eine Zeit bis es anwächst. Als Ferdinand sieht wie Karoline ratlos dreinschaut, sagt er: “Hab’ keine Angst, ich habe an alles gedacht, aber jetzt müssen wir dir zuerst einmal das Haus auf deinen Rücken legen. Mach dich ganz flach und bleib ganz ruhig.”
“Ja, das mache ich” antwortet Karoline und vor lauter Aufregung muss sie weinen.
“Ja was ist denn?” ruft Ott ganz verwundert, “du wirst sehen, wir schaffen das.” Ferdinand rollt das Haus vorsichtig von Ottos Rücken und dann schubsen sie das Haus auf Karolines Rücken.
“Ach, das ist ein gutes Gefühl” ruft Karoline, “aber es wackelt so.”
“Auch daran habe ich gedacht” ruft Ferdinand und hüpft zu einer großen Rolle Spagat.
“Otto, komm hierher, du musst ein Stück von diesem Spagat abbeißen, damit wir Karoline das Haus auf ihrem Rücken anbinden können.”
“Mache ich” antwortet Otto und beginnt schon an der Schnur zu nagen. Mit seinen scharfen Zähnen hat er im Nu ein großes Stück abgebissen und dann binden Ferdinand und er Karoline das Haus auf ihrem Rücken fest.
“Sei aber im Moment noch vorsichtig, sei nicht zu schnell, sonst verlierst du das Haus wieder.”
“Ach!” ruft Karoline: “Da besteht keine Gefahr. Denn ich bin ja im Schneckentempo unterwegs und werde achtgeben, dass mir so etwas nie wieder passiert. Dankeschön ihr Beiden, ich werde es euch nie vergessen.”
“Gern geschehen” rufen Ferdinand und Otto, “dazu sind ja Freunde da. Und wenn du wieder einmal etwas brauchst, dann rufe uns.”

Und so macht sich Karoline auf dem Weg mit ihrem Haus auf dem Rücken und ist froh, dass alles so gut ausgegangen ist.

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