Die Bank, ein halbes Leben lang von Helga Marie Paulin
Helga Marie Paulin wurde 1958 in Wien 
geboren. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf, mit dem Gedankengut 
der Nachkriegsgeneration an ein besseres Leben in Frieden, Freiheit und 
Wohlstand, in dem Geld eine wichtige Rolle spielte. Sie absolvierte das 
Gymnasium, startete 1976 die Karriere als Bankangestellte und wagte 2007
 den Schritt in ein freies, unabhängiges, selbstständiges Berufsleben.
Treten Sie ein in die Welt der Banken 
und Finanzen! Lernen Sie diese von einer neuen Seite kennen! Lösen Sie 
sich dabei von den Gedanken an Ziffern und Zahlen, Sparen, 
Vermögensaufbau, Krediten und bargeldlosem Zahlungsverkehr. Beobachten 
Sie die Menschen. Erlauben Sie sich mitzufühlen. Erkennen Sie den Wandel
 der Zeit?
LESEPROBE 
Safebesuch
Frau
 Dwaroch, eine nette alte Dame, äußerst fein und elegant, wie es in der 
Villengegend von Wien nicht ungewöhnlich ist, kam jeden Donnerstag in 
die Filiale, um an den Safe zu gehen. Pünktlich um 13.30 Uhr füllte sie 
den Safe-Besuchszettel aus,ließ sich von einem Mitarbeiter in den 
Saferaum im Keller begleiten, steckte ihren Safeschlüssel an, der 
Bankbeamte den zweiten,das Schließfach wurde geöffnet und die schwere 
Metallbox herausgeholt und auf den Tisch der Kabine gestellt.
Frau
 Dwaroch setzte sich, entließ den Mitarbeiter und wühlte in ihrer 
Kassette, zählte, notierte, murmelte … bis 17.30 Uhr. Da kam der 
Bankbeamte wieder, wies sie darauf hin, dass sie nun alles einräumen 
musste, denn der Saferaum musste versperrt und gesichert werden, weil 
Dienstschluss war. Und das war immer so, Donnerstag für Donnerstag!
Eines
 Tages, kurz nach Dienstantritt des neuen Filialleiters Seiler, kam die 
alte Dame wieder und dieser begleitete die Kundin selbst in den 
Saferaum. Er fühlte sich verpflichtet zu warten bis Frau Dwaroch fertig 
war und er ihre Kassette wieder einräumen und das Schließfach versperren
 konnte. Nachdem er schon eine Weile gewartet hatte, begann er mit ihr 
zu plaudern und sie erzählte ihm: 
„Wissen
 Sie, ich werde von der Staatspolizei verfolgt! Überall sind Spitzel. 
Sie horchen mein Telefon ab. Wanzen, überall in meiner Wohnung sind 
Wanzen. 
Sie
 glauben, dass ich Jüdin bin und wollen mich nach Dachau bringen. Aber 
meine Papiere sind sauber. Da, mein Ahnenpass! Schauen Sie! 
Sie
 schleichen mir überall hin nach, um zu sehen, mit wem ich red`! Ich 
unterhalt` mich sicher mit keinen Juden! Meinen Schmuck wollen sie 
haben. 
Alles
 wollen sie mir wegnehmen. Aber in mein Safefach darf keiner außer mir! 
Nichts kriegen die Spitzel, gar nichts, und nichts werden sie finden bei
 mir, die Herren von der Staatspolizei.“
„Aber Frau Dwaroch, wie haben Sie denn gemerkt, dass sie verfolgt werden?“
„Sie haben mir meinen Pelzmantel abrasiert, meine Kleider abgeschnitten und gehen mir überallhin nach!“
„Sie haben mir meinen Pelzmantel abrasiert, meine Kleider abgeschnitten und gehen mir überallhin nach!“
„Frau Dwaroch, aber da ist doch niemand, der Sie verfolgt. Es ist doch keiner da!“
„Doch, sie sind da, fragen mich aus, horchen mich aus, sind Sie vielleicht auch einer von denen? Hilfe! Hilfe!“
„Doch, sie sind da, fragen mich aus, horchen mich aus, sind Sie vielleicht auch einer von denen? Hilfe! Hilfe!“
Frau Dwaroch drückte kurzerhand den Alarmknopf.
Das Alarmlicht blinkte, die Sirene heulte los und ein paar Minuten später stürmten die Polizisten die Filiale.
Das Alarmlicht blinkte, die Sirene heulte los und ein paar Minuten später stürmten die Polizisten die Filiale.
Lieber Kunde!
Es tut uns aufrichtig leid, dass Sie alle Ihre Familienmitglieder überlebt haben und nun ganz alleine sind.
Trotzdem können wir uns aus zeitlichen Gründen nicht stundenlang Ihre alten Geschichten vom Zweiten Weltkrieg anhören.
Danke!
Trotzdem können wir uns aus zeitlichen Gründen nicht stundenlang Ihre alten Geschichten vom Zweiten Weltkrieg anhören.
Danke!
Ein neuer, frischer Blick auf die Welt der Finanzen!
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